einladung

Exkursion : Gallo-Römisches Museum

E004 | Fr 01.03.1996, Gallo-Römisches Museum, Tongeren

Auf den Spuren von Ambiorix
Ein Besuch im Gallo-Römischen Museum in Tongeren

Den Besucher erwartet eine surreale Kullisenwelt, in die er über eine Metallrampe eingeschleußt wird. Zur Linken erstreckt sich ein anatomisches Theater, über dessen Ränge Bücher verteilt sind. Ein gerissener Schiffsbauch gibt den Blick in den Theaterraum mit einem Piranesi-Proszenium frei. Dazwischen passiert man eine im Grundriß angedeutete Säulenhalle. Am Ende dieser collagenhaften Szenerie zwischen Jules Verne und Peter Greenaway wird schließlich ein überdimensionales Dodekaeder-Modell präsentiert. Bei derartigen geometrischen Hohlkörpern handelt es sich im Original um ein handgroßes Fundgut.

Die suggestive Scheinwelt, ein Konzept von Stijn Coninxs und Nick Kortekaas, wird so mancher unbefange Besucher als Hilfestellung, als einen Zeittunnel in eine arschaisch ferne Vorzeit begreifen, in die er sich an der Hand der griechischen Göttin Mnemosyne, gerne wird leiten lassen, um, fern der ausgetretenen Museumswege, für sich einen neuen, nicht ausschließlich intelektuellen Zugang zu den Zeugnissen einer kaum mehr erreichbar scheinenden Welt zu gewinnen. Klar gegliedert von der Prähistorie über die für Tongeren wichtige Epoche der frühen römischen Kaiserzeit bis zu den Merowingern werden die Museumsbestände vom Faustkeil bis zum Schmuck der Grabbeigaben in den großügig bemessenen Räumen ausgebreitet.

In selten dagewesener Reduktion auf das Wesentliche, das Fundobjekt als solches, wirken die ausgestellten Objekte in Tongeren primär durch ihre materielle und gestalterische Präsenz, deren archaiache Aura den Betrachter unmittelbar anzusprechen vermag und ihn zur Entdeckungsreise auffordert.

| Claser, Christof, Klenkes, Magazin für Aachen, 02.1996 [gekürzt]

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