16.07.1997 MEHRWERT e.V.
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inhalt doku kunst Raum-Verspannungen

kamera

Installation
von Hildegard Büchner

Fr 26.04. - Do 16.5.1996
Raststätte, Aachen

 

Essay
Von der Konstruktion des blinden Flecks

Das beliebteste Sujet der Bilder sind Räume. Seit der Renaissance lassen sich Räume in Bildern überdies "korrekt" konstruieren. Längst sind die perspektivischen Mittel in das Fleisch und Blut der Bilder übergegangen. Als Konstruktionen aber bleiben sie unsichtbar. Gemälde, Fotografien und elektronische Bilder sind so konstruiert, daß man durch sie hindurchblickt, um das Auge in imaginäre Räume und Welten zu entlassen.

So wie die Fensterscheibe beim Hindurchblicken verschwindet, so ist das Bild zugunsten des Raums verschwunden. Die Ideologie des Bildes arbeitet seit über 500 Jahren mit der Metapher des Fensters. Mit der gläsernen Röhre des Bildschirms hat diese Metapher sich ihr eigenes Denkmal gesetzt. Dennoch ist der Bildschirm ebenso wie die perspektivische Konstruktion nichts anderes als eine Form. Wie alle Symbole gewähren auch diese symbolischen Formen "Durchblicke".

Dies alles ist sattsam bekannt. Weniger bekannt ist, daß auch reale Räume symbolische Formen enthalten. Denn Räume arbeiten ebenso wie Bilder mit Tiefenlinien und Vektoren, mit Lichtregie und Farbkontrasten. Räume handeln per Konstruktion immer schon von einem bildhaften Imaginären, das sie selbst zum Verschwinden bringt. Ebenso wie Bilder schöpfen Räume ihre Suggestivkraft aus Konstruktionen, die analog den rhetorischen Mitteln eines guten Redners ihre Sichbarkeit leugnen, um Unsichtbares sichtbar zu machen.

Während Bilder imaginäre Räume darstellen, repräsentieren Räume imaginäre Bilder in Form von bevorzugten Ansichten und Durchsichten. Von den beteiligten Systemen der Konstruktion und Repräsentation sowie der visuellen Rückübersetzung ihrer Metaphern handelt die Rauminstallation von Hildegard Büchner. Und zwar auf eine Weise, die unsere Rede von einer Differenz zwischen Bild und Raum anschaulich wie nachhaltig in Frage stellt.

Christian Bracht

 

Biografie

1956
geboren in Schondra

1976-79
Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg, Prof. Uhlig

1979-81
Kunstakademie Düsseldorf, Prof. Kamp, Prof. Schiff

1981-92
Städelschule Frankfurt, Prof. Croissant

seit 1982
freischaffend

Einzelausstellungen

1983
"forum" der Stadtsparkasse
Frankfurt, Förderpreis

1986
Otto-Richter-Halle, Würzburg,
Katalog

1989
Galerie Albert & Heckes, Bonn
Galerie Felsenkeller, Ostheim
Galerie Andreas Weiß, Berlin

1990
Galerie Ruppert, Hainfeld
Galerie Wullkopf, Darmstadt
Off Galerie, Würzburg

1992
Städtische Sammlungen, Schweinfurt

1995
Leipzig, Galerie am Sachsenplatz

1996
Kunstverein Mehrwert, Aachen

Außerdem zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen

 

Koordinatoren: Ute Haug, Christian Bracht
Diese Veranstaltung mit freundlicher Unterstützung durch:
Lambertz Printen, Aachen

Dank an den Kulturserver heimat.de und den Provider Westend GbR für den Zugang zum Netz
Text: Christian Bracht, Gestaltung: 2w
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