30.05.1997 MEHRWERT e.V.
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Pressespiegel
Klenkes, Mai 1997
Geld für freie Kultur?

Mehr Geld für die freie Kultur trotz Haushaltskürzung. Das hatte die rot/grüne Koalition versprochen und löste es auch ein. Der Verteilerschlüssel für Sockel- und Projektförderung blieb allerdings undurchsichtig. Während die Tanzcompanie TAC erstmals gefördert wird, ist der Sockelbetrag für das Aachener Filmhaus e.V. um die Hälfte gekürzt worden. Der profilierte junge Aachener Kunstverein Mehrwert e.V. geht bei der Sockelförderung leer aus. Offensichtlich ist die engangierte Arbeit der letzten Jahre von den Politikern nicht bemerkt worden. Werner Wernicke, Mehrwert e.V., befragte Hermann-Josef Pilgram, Bündnis 90/Die Grünen:

 

Welche Veranstaltung einer freien Kulturinitiative haben Sie zuletzt besucht?
Die Ausstellung "Transit" und "Platz der permanenten Neugestaltung", die Aufführung "Helle Nächte im Theater K.

Wie informieren Sie sich über freie Kulturarbeit in Aachen?
Überwiegend durch Zeitungen und Zeitschriften

Nach welchen Maßstäben wird über die Vergabe von Fördermitteln entschieden?
Der Kulturausschuß entscheidet auf der Grundlage der "Richtlinien für die Förderung der freien Kulturarbeit". Die Richtlinien legen Formalitäten fest. Maßstäbe qualitativer, inhaltlicher, kulturwirtschaftlicher, kulturpolitischer Art wird man darin aber nicht finden. Das heißt allerdings nicht, daß solche Maßstäbe bei der Entscheidung keine Rolle spielen. Im Arbeitskreis Kultur der Grünen wird intensiv darüber diskutiert, und ich gehe davon aus, daß das auch bei den anderen Fraktionen der Fall ist. Ob es einen solchen Diskussionsprozeß in der Kulturverwaltung gibt, weiß ich nicht. In den Vorlagen der Verwaltung findet eine derartige Diskussion keinen Niederschlag. Und beim derzeitigen Kulturdezerneten bezweifele ich, daß er konzeptionell über freie Kultur nachdenkt.

Warum erhält Mehrwert e.V. keine Sockelförderung?
Die Entscheidung des Kulturausschusses, der hier dem Vorschlag der Verwaltung gefolgt ist, ist das Ergebnis eines Diskussionsprozesses. Das, was aktuell entschieden wurde, ist ein Kompromiß zwischen Grünen und Sozialdemokraten. Beide Fraktionen diskutieren zur Zeit ihre unterschiedlichen Vorstellungen über die Förderung der freien Kultur mit dem Ziel, den Entscheidungsprozeß transparenter zu machen. Die Kulturverwaltung und viele Mitglieder des Kulturausschusses bevorzugen die Projektförderung gegenüber der Sockelförderung. Aus Sicht der Kulturverwaltung und als Politiker verstehe ich das, da man mehr Bewegungsfreiheit hat und immer mal wieder mit ein paar Mark reagieren kann. Aus kulturpolitischer Sicht halte ich aber die Sockelförderung für unverzichtbar, um günstige Grundbedingungen für kontinuierliche Arbeit zu schaffen. Es ist aber nicht einfach, einen Konsens darüber herzustellen, wer jetzt mehr gefördert werden sollte, wer weniger und wer gar nicht.

 

Dank an den Kulturserver heimat.de und den Provider Westend GbR für den Zugang zum Netz
Text: Klenkes, Magazin für Aachen, Gestaltung: 2w
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