MW 047 | 20.05.-13.06.1998, Rauminstallation, Aachen, Bachstr. 26
Viot-Lieck gehören zu einer international bedeutenden jungen Kunstszene, die sich nicht auf den Eventcharakter unserer heutigen Gesellschaft bezieht, sondern sich auf die grundlegenden Prinzipien künstlerischen Arbeitens beruft. Ihre Werke orientieren sich einerseits sehr konkret an der vorhandenen Raumsituation, die analysiert und strukturiert wird, andererseits an einem allgemeingültigen kulturellen Kontext, aus dem der Raum und die Kunst resultieren. Indem Viot-Lieck mit minimalistisch spröden Mitteln und reduziert präziser Formensprache ihre Sinnsuche als Differenz zwischen Werk und Ort/Verortung markieren, beschreiben sie die reflexive Wahrnehmung als das wesentliche Moment künst-le-rischer Arbeit. Historische Vergleiche mit Gordon Matta-Clark, Donald Judd, Daniel Buren, Fischli/Weiss oder der Arte Povera sind somit kalkuliert. Wie dort ist der Dialog, den Viot-Lieck über und mit ihren Objekten/Installationen führen, genau die Schnittstelle, in der die Betrachter/Beobachter sich in ihrem Verhältnis zur (Kunst-)Realität sehen können und sollen. Die Intention ist jedoch keine Simulation von sozialem Raum, autonomer Kunst und Material, eher ein mit diesen Mitteln spielender Widerpart. Dieser Widerpart kann im ruhen-den, bremsenden Konstruktivismus als eine irritierende Erkenntnismöglichkeit der Systemrealität innerhalb eines beschleunigten Gesellschaftssystems gesehen und verstanden werden.
| Gregor Jansen
Für die Umsetzung ihrer Ideen gebrauchen Viot-Lieck ökonomische Methoden. Sie arbeiten mit einer Sammlung von Zeichen die aus dem Geist der Imitation und dem Geist der Abstraktion schöpft. Ihre waagerechten Farbfelder beziehen sich auf die "Farbfeld-Malerei". Beim Aufbringen der Farbflächen auf Glas belassen sie freie Felder. Durch die Beziehung zwischen Ausmalung und Transparenz öffnet sich dem Betrachter die Textur des dahinter liegenden Raums oder der Wand, vor der das Werk gezeigt wird. Der Blick schwankt zwischen Vorder- und Hintergrund, zwischen Fläche und wirklicher Tiefe. Die Tiefe erzeugt dann auch den Eindruck eines realen Raums, der durch den Schatten des bemalten Objekts verstärkt wird.
Viot-Lieck interessieren sich ebenfalls stark für funktionalistische Architektur von Bürogebäuden, Hotels und Einkaufszentren. Sie fertigen Fotografien sowie Aufrisse von Fassaden an, die sie wiederum in Malerei auf Glas umsetzen, die gleichermaßen abstrakt wie figurativ lesbar ist. Die architektonischen Elemente inspirieren Viot-Lieck aber auch zu skulpturalen Objekten aus Silikon, Holz und Glas, deren Gewicht wiederum auf der Spannung von Wahrnehmung und Interpretation liegt.
| Katalogtext zur Gruppensustellung im Königlichen Museum der Schönen Künste, Antwerpen, 1997/98
Viot Lieck
1981-84 Studium des Industrial Design an der HdK Berlin
1986/87 Studium der Philosophie und der Geschichte an der FU Berlin
1988-92 Studium der Bildenden Künste an der HdK Berlin
1987-92 Studium der Bildenden Künste an der AKI Ensched, Niederlande
1992 Startstipendium, Fons voor Beeldende Kunsten, Nederland
1993/94 Rijksakademie van Beeldende Kunsten, Amsterdam
1995 Basisstipendium, Fons voor Beeldende Kunsten, Nederland
seit 1995 Arbeit in Antwerpen und Berlin
1997 DAAD-Stipendium Pasadena, Kalifornien | Lehrauftrag Pasadena Art Center
Ausstellungen
1995
Ein Affe im Winter, De Bank, Enschede, Niederlande
| Lagoon 1, Forumgalleriet, Malmö
| Lagoon 2, W 139, Amsterdam
1996
Galerie Vera van Laer, Antwerpen | Koninklijke Subsidie, Den Haag
1997
Oh!, Brüssel | Art Center MFA Gallery, Pasadena, Kalifornien | Vous etes ici, Brüssel | Camping, Neuer Aachener Kunstverein
| Stand Mai 1998
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