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Gregor Jansen
Student der Kunstgeschichte
RWTH Aachen
Moderation
Das Zweite Mediengespräch wird wie das erste den Informations- und Diskussionsbedarf über das euphorisch gefeierte Internet nicht stillen; Anregungen und ein wenig Licht im Dunkel des Informationsdefizits in Zeiten der Informationsflut wird es aber hoffentlich geben können. Das Internet selbst hat, wie u.a. Clifford Stoll <http://www.oswego.edu/~boncek/Stoll/bkstr.html> in seinem juengsten Buch die Wueste Internet beschreibt (und unlängst im deutschen Fernsehen recht medienwirksam deutlich machte), ein "zumüllendes" Moment oder eine "information mismatch", der wir mit kompetenten Referenten kritisch entgegentreten möchten, wobei wir das Internet (sowie einen Büchertisch) dabei "im Rücken" haben. Hierzu sei angemerkt, dass wie das Fernsehen auch Computer einen Ausschalter besitzen (und Informationen problemlos gelöscht werden können).
Nur wenige Tage nach dem Ende der CEBIT überwiegt nach wie vor die Euphorie in Anbetracht potentieller Umsatzzahlen und den hiermit verbundenen Arbeitsplätzen auf dem allgemeinen Gebiet Multimedia. Die Schere einer Zweiklassengesellschaft, nämlich zwischen Informierten und Nicht-Informierten hat sich nach Meinung der Macher und Nutzer des Netzes bereits geöffnet, was die Nichtbeteiligten entweder mit Arroganz, Gleichgültigkeit oder aber Interesse goutieren, daß letztere sie jedoch nur selten mit den allerorten angepriesenen Adressen dann in gewünschter Form zum Interesse im Wortsinn, nämlich dem Dabei-Sein verändern können.
Auch die nichtvorhandene Sicherheit und die anarchischen, als Vorteil gepredigten Strukturen des (un)kontrollierten Daten-Verkehrs im Internet können die Euphorie nicht dämpfen. Hiermit sind bereits vier Beiträge des heutigen Abends angesprochen: die Wirtschaft, das große Geschäft Internet?; die Anschlußsuche an den Datenhighway, die Verschlüßelungssysteme als auch die Sicherheit der Privatsphäre im Netz, und einen Aspekt, der uns aus der Welt der Medien ebenfalls zu Genüge bekannt ist: Starrummel und Personenkult.
Wir sind Teil eines weltumspannenden Dorfes, das die Kultfigur der Medientheorie Marshall McLuhan (in dem endlich auf deutsch erschienen Buch) The Global Village nannte. Er geht mit dem Co-Autor Bruce Powers von zwei Prämissen aus: der positiven allseitigen Vernetzung der Menschen in dezentralisierten und posthierarchischen Strukturen, und von der interessanten medienanthropologische Prämisse, die Medien seien nach aussen gekehrte Verlängerungen der menschlichen Sinne.
Gesaltpsychologisch mit der Opposition von Figur und Grund arbeitend, postulieren sie, jedem Benutzer der Medien entgehe ihr Grund, während er ihn zugleich in Anspruch nehme. Dieser Grund ändert sich aber ständig im Lauf der Geschichte und damit auch das Bewußtsein, welches ihn trägt. Die heutige Kommunikationsgesellschaft. The Global Village von McLuhan und Powers, benötigt eine Methode, die diese selbstverstä,ndlich im Buch mitliefern und die universell zur Erkenntnis medialer Artefakte dient (benannt als Tetrade). Um garnicht weiter in die komplexe Theorie einzudringen, die von rechtshemisphärischer Kommunikation spricht, die sich auf die Gehirnforschung und ihrer (mittlerweile obsolet gewordenen) Trennung von linker, dem linearen, logisch-intellektuellen Denken und rechter Großhirnhaelfte, dem simultanen, emotionalen und kreativen Denken, stützt, sei hier und jetzt nur auf das anregende Buch verwiesen.
Als Metapher und Brückenschlag in unseren Netzkulturen-Abend dient es sehr gut: denn durch die logisch-lineare Gestaltung des Abends und in der Abfolge der Referenten, die simultan und kreativ durch die unterschiedlichen Themen- und Wissensgebiete mit dem Internet führen, erhoffen wir für Sie und Euch (im McLuhanschen Sinne) eine Transparenz zwischen Figur und ihrem Grund.
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