MW 051 einladung

Thomas Böing : POOL

MW 051 | 23.10.-15.11.1998, Aachen, Bachstr. 26

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Pool

Thomas Böing beschäftigt sich eine geraume Zeit schon mit der Analyse von konkreten Formen, der medialen Abbildlichkeit und der skulpturalen Beschreibung von Löchern. Wie kann ein Loch abgebildet werden, welche Formen definieren überhaupt ein Loch? Diese Fragestellung ist für einen Bildhauer ein Problem, da er sich doch traditionel mit dem Bilden von Formen und nicht mit ihrem Gegenteil auseinandersetzt.

In der Arbeit "Pool", mit der eine vielschichtige Raumarbeit betitelt ist, stellen sich Fotografien zu Bildern und Skulptur. Um den zentralen Raumkörper der gewaltigen Säule aus übereinadergestapelten Gummiringen von Schwimmbecken, hängen blaue Bilder. Ihre Oberflächen und sie selbsr sind ein ready-Made, da sie aus blauen, handelsüblichen (Müllsack-)Folien bestehen, die auf Keilrahmen aufgezogen wurden. Ausgehend von Reiseprospekten in denen Swimming-Pools abgebildet sind, isoliert und vergrößert Böing diese, so daß sie auf Leinwand aufgezogen in die Aura-Debatte zurückgeführt werden.

Walter Benjamin bezeichete als Aura, was im Hier und Jetzt auf eine einmalige Ferne verweist, die so nahe sie sein mag, den Gegenständen anhaftet. Berühmt ist sein Aufsatz über den Verlust der Aura des Kunstwerks durch die fotgrafische Reproduktion. Wenn die reproduzierten Pools der Reiseprospekte (und skulpturalen Formen wie Spielgeräte) erst in ihrer Reproduktion als Kunstwerk innerhalb der Ausstellung von Böing aufscheinen, sozusagen vorscheinen, ist die Aura re-produziert. Das was auf die Ferne verweist ist jetzt doppelt wirksam - weil ästetisch gebrochen und formal leer.

[Die blauen Bilder verweisen] auf keine künstlerische Handschrift. Betrachtet man die Arbeiten genauer, stellt man zuerst Größenunterschiede und dann auch Farbwert- und zuletzt Materialunterschiede fest. Sie sind wie alle kulturellen Erscheinungen gewählte Möglichkeiten aus einer unendlichen Zahl von Möglichkeiten. Das Sein ist eine Lüge, die zugleich ihre Wahrheit ist, weil diese Bilder reine Vorstellungsoberflächen sind. Oberflächen eines "Nichts", das wie ein "blue screen" jede Projektion von Vorstellungen in sie hinein eröffnet.

Gleichsam nutzt Böing die Qualität des Lichts, das in unserer widererstarkenden visuellen Kultur Alles und zugleich Nichts ist: als Dias, die das reflektierte Licht aus der fotografischen Reproduktion der Reiseprospekte von den Reflexen der Wasserfüllung der Pooloberflächen auf die Ringe der Poolskulptur und eines dieser blauen Bilder werfen. Die Darstellungen der Nichtformen (Löcher) und ihrer immateriellen Aura tritt neben die vorscheinende Illusion der Wasserspiegelungen, so daß deren Inhalt die Betrachtung der Blauwerte zu einem reflektierten Schein werden läßt. Das virtuelle Blau der Löcher betont die realen Farbnuancen in der Ausstellung, deren imaginäre Erscheinung eine symbolische Reflexion bedeutet, die sich gegen jede Romantik blauer Blumen stellt.

| Gregor Jansen, Ankündigung (Auszug, leicht umgestellt)

Thomas Böing

*1963 Rhede
lebt und arbeitet in Köln

1986-1993 HfbK Hamburg (Bernhard Blume) | Kunstakademie Düsseldorf (A.R. Penk)
1993 Reisestipendien, Bundesminister für Wissenschaft und Bild und Kunstakademie Düsseldorf
2004 Stipendium, Kunststiftung NRW | Joseph und Anna Fassbender Preis der Stadt Brühl für Zeichnungen
2009 Lehrauftrag, Bergischen Universität Wuppertal, Fachbereich Architektur
| www.galerie-huebner.de, April 2020

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