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Peter Simons
pgp-Kenner, Bonn
Privatsphäre im Internet
Ein Telefon klingelt.
"Hallo?"
"Hallo Claus, ich bin es, Peter. Hör zu, ich muß mal mit jemandem reden."
"Huch, warum so ernst? Was ist den passiert?"
"Julia hat Schluß gemacht."
"Was?"
"Ich habe es gerade erfahren."
"Mensch Claus, das tut mir leid. Aber ich kann das garnicht glauben! Ihr seit doch ein Herz und eine Seele gewesen, bevor sie in die USA geflogen ist. Was ist denn bloß geschehen?"
"Ich weiß es nicht. Ich verstehe es auch nicht. Wir haben die ganze Zeit per E-Mail Kontakt gehalten. Jeden Tag kam ein Brief, manchmal sogar zwei, und ich habe immer geantwortet. Alles war völlig normal."
"Und dann?"
"Keine Ahnung. Plötzlich wurden Ihre Briefe immer kürzer, immer oberflächlicher. Sie schrieb immer wieder, wie sehr sie mich liebte und daß ich bloß nicht eifersüchtig sein solle, weil sie so weit weg wäre und so. Sie hat das so oft erwähnt, daß ich nachher wirklich eifersüchtig war und dachte, sie hätte ein Verhältnis und deswegen ein schlechtes Gewissen.
Dann höre ich drei Tage garnichts von Ihr und heute kommt ein kurzer Brief: Bitte verzeih mir, mein Liebling. Ich werde mich nicht mehr melden, auch nicht, wenn ich zurück komme. Ich komme mir mies vor, daß ich Dir die Sache nicht näher erklären kann. Aber es geht einfach nicht. Du sollst wissen, daß ich Dich wirklich geliebt habe und daß es eine schöne Zeit mit Dir war, an die ich gerne zurückdenken werde.
Es ist aus. Bitte verzeih mir! "
Einige Sekunden Stille.
"Das glaube ich nicht. Und sie hat Dir das per Mail geschickt?"
"Ja, sie hat es nichtmal für nötig gehalten, anzurufen."
"Dieses Miststück!"
"Tja..."
Irgendwo lacht sich ein Hacker gerade kaputt.
Wer glaubt, daß das eine amüsante, kleine Geschichte sei, die sich so nie zutragen könnte, der ist sich über die gravierenden Risiken des Internets nicht bewußt. Jeder Brief, der durch das Netz geschickt wird, kann von mindestens einem dutzend Leuten abgefangen, mitgelesen oder sogar verändert werden.
Trotz seiner fantastischen Möglichkeiten, sind selbst die einfachsten Dinge im Netz bisher fast völlig unbekannt: Ein Briefumschlag, Postgeheimnis - ja nichtmal unterschrieben wird die Post.
Es gehört, genaugenommen, nicht einmal ein besonderes Geschick dazu, die Privatsphäre eines Teilnehmers zu verletzen - es reicht alleine der Wille.
Das Internet ist ein Netz voller Löcher.
Wer mehr über dieses Thema erfahren will, und wie man sich dagegen schützen kann, der ist hiermit gerne zu meinem Referat eingeladen.
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